Wenn unerwünschte Geräusche und Lärm von draußen im Haus oder in der Wohnung zu hören sind, fragt man sich oft, wo diese Ruhestörer es hereinschaffen. Das sind meistens die Fenster. Oft sind Fenster die größte Schwachstelle, wenn es um den Schallschutz geht. Von undichten Fugen bis zu einer Einfachverglasung lassen sich viele Gründe finden, warum der Schall die Fenster überwinden kann und die Fenster nicht schallisolierend sind.

Für die Schalldämmung eines Gebäudes oder eines Raums ist entscheidend, wie viel Schall das schwächste Bauteil durchlässt. Das heißt, noch so dicke Wände bringen einem nichts, wenn die Fenster undicht sind oder aufgrund ihrer einfachen Bauweise Schallschwingungen direkt in den Wohnraum übertragen. Der Schall sucht sich nämlich jeden Spalt, ähnlich wie Wasser, das durch alle undichten Stellen sickert.

Schallschutzfenster sind oft die erste Empfehlung, wenn Straßenlärm oder andere unerwünschte Außengeräusche die Ruhe im Haus stören. Diese speziellen Fenster setzen meistens auf Mehrfachverglasung, es werden aber auch eine Reihe weiterer Maßnahmen angewendet, um das Fenster möglichst schalldämmend zu bekommen. Schallschutzfenster gibt es mit verschiedenen Schallschutzklassen. Die Schallschutzklassen sind in der VDI 2719 des Vereins Deutscher Ingenieure definiert. Die Schallschutzklasse gibt einen Bereich an, bis zu wie viel Dezibel ein Schallschutzfenster dämmt.

Um genau herauszufinden, welche Schallschutzklasse für die eigenen Fenster nötig ist, wird man eine Messung vornehmen müssen. Dazu wird der Geräuschpegel in einem Raum entweder von einem Fachmann gemessen oder man verwendet eine entsprechende App. Letzteres ist natürlich weniger exakt.


Schallschutzklassen für Fenster


Die Schallschutzklassen für Fenster sind in der VDI-Richtlinie 2719 normiert. Darin werden Fenster in 6 Schallschutzklassen eingeteilt. Die Schallschutzklasse gilt dabei nicht nur für die Glasscheiben, sondern für das gesamte Fenster inklusive Glas, Rahmen und Dichtung zum Mauerwerk. Von der Schallschutzklasse 1 bis zur Schallschutzklasse 6 steigt das Schalldämmmaß eines Fensters, die Schalldämmung wird also immer besser. In die Schallschutzklasse 0 fallen alle Fenster die ein Schalldämmmaß von 24 dB und weniger aufweisen. Die Schallschutzklasse wird auch mit SSK abgekürzt.

Die folgenden Schallschutzklassen für Fenster gibt es:

SchallschutzklasseSchalldämmmaß
Schallschutzklasse 125 – 29 dB
Schallschutzklasse 230 – 34 dB
Schallschutzklasse 335 – 39 dB
Schallschutzklasse 440 – 44 dB
Schallschutzklasse 545 – 49 dB
Schallschutzklasse 6> 50 dB

Ein nützlicher Anhaltspunkt, um die Tabelle interpretieren zu können:

Eine Verringerung des Geräuschpegels um 10 dB wird als Halbierung der Lautstärke wahrgenommen.

Welche Schallschutzklasse für die persönliche Situation das Richtige ist, hängt vom Umgebungslärm am Wohnort ab. Wohnt man an einer vielbefahrenen Straßen und ist Straßenlärm ausgesetzt oder liegt die Einflugschneise eines Flughafens gleich nebenan, so dass man Fluglärm ständig in den Ohren hat, so wird man wohl eine relativ hohe Schallschutzklasse benötigen.

Um genaue Aussagen zu treffen und sich für Schallschutzfenster einer bestimmten Schallschutzklasse zu entscheiden, wird man wohl um eine Messung des Schallpegels nicht herumkommen. Ein Fachmann kann dies am besten, einen ersten Anhaltspunkt kann man aber mit einer entsprechenden App bekommen.

Wird eine zu hohe Schallschutzklasse ausgewählt, solle es wohl möglich sein, dass sich ein Isolationsgefühl einschleicht. Außerdem wird man durch die Ausblendung der Umgebungsgeräusche stärker auf die Geräusche innerhalb des Hauses aufmerksam, da das Hintergrundrauschen fehlt.


Was sind Schallschutzfenster?


Schallschutzfenster sind Fenster mit einer speziellen Konstruktion, die schalldämmend wirkt. Schallschutzfenster können in verschiedene Schallschutzklassen eingeteilt werden.


Wie funktionieren Schallschutzfenster?


Schallschutzfenster hindern Schallwellen von außen daran, sich im Inneren eines Hauses auszubreiten oder lassen dies nur mit einem verringerten Geräuschpegel zu. Zugleich kann Schall von innen nicht so leicht nach außen dringen.

Dazu muss zum einen Luftschall abgehalten werden, der sich über die Luft überträgt und zum anderen Körperschall, der sich über Schwingungen in den Fensterscheiben nach innen bewegt.

Das erreichen Schallschutzfenster zum einen durch dicke Gläser, die sich schwerer in Schwingung versetzen lassen als ihre dünnen Gegenstücke. Zum anderen bestehen Schallschutzfenster meistens aus mehreren Scheiben, die durch einen Abstand voneinander getrennt sind. Manchmal ist der Zwischenraum zwischen den einzelnen Fensterscheiben auch mit Gas gefüllt. Dadurch kann sich Schall schlechter von einer Scheibe auf die andere übertragen. Das sorgt für die Entkoppelung der Scheiben untereinander. Auch werden in Verbundglas spezielle Schallschutzfolien oder Gießharze zwischen den Scheiben verwendet, die ebenfalls schalltechnisch entkoppeln. Spezielles Isolierglas wird ebenfalls eingesetzt. Diese Maßnahmen verhindern die Übertragung von Körperschall.

Um nun Luftschall draußen zu halten muss das Schallschutzfenster zuverlässig abgedichtet sein. Die Dichtungen sorgen für den letzten Schliff in Sachen Schallschutz. Das kann man im Prinzip unter dem Punkt Luftdichtigkeit zusammenfassen. Dem fachmännischen Einbau des Schallschutzfensters kommt also eine große Bedeutung zu, denn nur so kann ein dicht abschließendes Fenster gewährleistet werden. Denn das Phänomen, dass Schall durch die Fugen ins Innere kommt hat mit dem Begriff Fugenschall sogar seinen eigenen Namen. Deshalb sollte man den Einbau eines Schallschutzfensters im Zweifel von einem erfahrenen Handwerksbetrieb vornehmen lassen.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass Schallschutzfenster um so besser wirken, je:

  • dicker das Glas ist
  • größer der Abstand zwischen den Gläsern ist

Für den schalldämmenden Effekt sind neben dem dichten Anschluss ans Mauerwerk auch der Flügelrahmen und der Blendrahmen relevant. Der Blendrahmen ist der Rahmen, der in die Außenwand eingebaut ist. Der Flügelrahmen ist der Rahmen, der zum Öffnen des Fensters bewegt werden kann. Sehr wichtig um keinen Schall durchzulassen ist, dass diese beiden Rahmen untereinander dicht abschließen.


Wie sind Schallschutzfenster aufgebaut?


Beim Aufbau von Schallschutzfenstern gibt es verschiedene Möglichkeiten. Was die allermeisten Schallschutzfenster gemeinsam haben, ist die Mehrfachverglasung. Eine Mehrfachverglasung, häufig als 2-fach-Verglasung oder 3-fach-Verglasung gibt es auch an ganz gewöhnlichen Fenstern. Die Mehrfachverglasung an sich hält zwar etwas mehr Schall ab, macht ein Fenster aber nicht gleich zum Schallschutzfenster.

Diese Punkte sind für Schallschutzfenster charakteristisch:

  • Mehrfachverglasung
  • asymmetrischer Aufbau
  • unterschiedliche Dicke der Gläser
  • Abstand zwischen den Gläsern, z.T. auch unterschiedlicher Abstand
  • Füllung der Zwischenräume mit Gas
  • Verbundglas
  • Schallschutzfolie
  • Gießharz
  • Isolierglas

Der asymmetrische Aufbau der Fenster zeigt sich unter anderem darin, dass die äußeren Gläser meist dicker sind als die inneren. Auch die Abstände zwischen den Gläsern können variieren.

Der Grund für die unterschiedliche Dicke der Gläser ist, dass jedes Glas eine bestimmte Frequenz hat, bei der es mitschwingt. Dies nennt man die Eigenfrequenz des Glases. Durch die verschiedene Stärke der Gläser ist auch die Frequenzen bei der die Gläser in Eigenschwingung versetzt werden unterschiedlich. Die erste Fensterscheiben reagiert also auf eine bestimmte Frequenz, die nächste Scheibe wird aber wegen ihrer abweichenden Dicke nicht in Schwingung versetzt. So wird verhindert, dass sich der Schall von einem Glas auf das benachbarte überträgt. Ein weiterer Effekt, den man vermeiden möchte, ist der Spuranpassungseffekt oder Koinzidenzeffekt. Dabei wird eine Scheibe vereinfacht gesagt schalldurchlässig, wenn Schall aus einer ganz bestimmten Richtung auf sie trifft. Diesen Effekt kann man durch eine Mehrfachverglasung ebenfalls verringern.

Auch die zum Teil unterschiedlich gewählten Abstände zwischen den Gläsern des Schallschutzfensters, die Füllung der Zwischenräume mit Gas, sowie die Verwendung von Isolierglas, sowie von Schallschutzfolie und Gießharz in Verbundglas tragen zu dem entkoppelnden und schalldämmenden Effekt bei. Verbundglas bedeutet dabei, dass Glas aus mehreren Scheiben zusammengesetzt ist.

Als Gas für die Zwischenräume in Schallschutzfenstern wurde früher Schwefelhexafluorid verwendet. Heutzutage wird dies jedoch nicht mehr eingesetzt, da dieses Gas klimaschädlich ist und den Treibhauseffekt fördert. Neuere Gase sind Argon, Krypton und Xenon.

Beim Anschluss des Schallschutzfensters ans Mauerwerk sollte die Anschlussfuge innen dichter sein als außen. Innen ist die Dichtigkeit also höher als außen. Dies wird auch als diffusionsoffen nach außen bezeichnet.

Das Dämmmaterial, das für die Fensterfugen verwendet wird, muss genauso schalldämmend sein wie das Fenster, da der Schall sonst einfach durch die Fugen dringt und den Effekt des Fensters aufhebt oder zumindest die Schalldämmung verringert. Als Dämmmaterial eignen sich PU-Schäume oder Dichtungsbänder wie die Kompribänder.

Ein positiver Nebeneffekt von Schallschutzfenstern ist die Wärmedämmung. Denn Schallschutzfenster sorgen gleichzeitig für eine höhere Wärmedämmung. Umgekehrt ist die Regel allerdings nicht gültig. Fenster zur Wärmedämmung erhöhen nicht automatisch die Schalldämmung, sondern können sich sogar nachteilig auswirken.


Typen von Fenstern


Im Prinzip kann man drei Typen von Fenstern unterscheiden:

  • Einfachfenster
  • Verbundfenster
  • Kastenfenster

Bei Fenstern der Schallschutzklasse 5 und besonders der Schallschutzklasse 6 handelt es sich in den meisten Fällen um Kastenfenster.

Abgesehen vom Fenstertyp macht man sich auch über das Material des Fenster Gedanken. Für die schalldämmende Wirkung ist es im Allgemeinen irrelevant, ob man Fenster aus Aluminium, Holz oder Kunststoff verwendet. Mit allen diesen Materialien lassen sich hervorragende Schallschutzfenster erreichen.


Wermutstropfen beim Schallschutzfenster


Wird eine zu hohe Schallschutzklasse gewählt, soll es vorkommen, dass man sich isoliert fühlt. Dies läuft der Erwartung entgegen, dass eine möglichst hohe Schallschutzklasse ein möglichst zufriedenstellendes Ergebnis liefert.

Ein weiterer Punkt, der vom Schallschutzfenster beeinflusst wird, ist das Raumklima. Da Schallschutzfenster nahezu luftdicht sind, um Schall abzuhalten, kann auch kaum Luftaustausch stattfinden. Dadurch kann es zu einem Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit kommen, was sich in Schimmelbefall niederschlagen kann. Deshalb wäre regelmäßiges Lüften wichtig. Doch gerade das Lüften ist etwas, das Besitzer vom Schallschutzfenstern an sich gerne vermeiden würden, da bei jedem Öffnen des Schallschutzfensters wieder der ganze Lärm zu hören ist. Trotzdem wäre regelmäßiges Stoßlüften dringend empfohlen.

Gerade dieser Punkt ist ein weiterer Wermutstropfen eines Schallschutzfensters im Vergleich zu Lärmschutzmaßnehmen im Außenbereich. Wenn es im Sommer im Raum heiß wird und man das Fenster öffnen oder kippen möchte, bekommt man den ganzen Lärm ab.